[Bericht] Zeichen.setzen

Die Jugendfeier vom 7. Oktober 1938 war die erste und in dieser Geschlossenheit einzige, massive öffentliche Kundgebung des Widerstandes gegen das NS- Regime.

80 Jahre später, am 7. Oktober 2018, wollte die Katholische Jugend der Erzdiözese Wien mit ihrer Veranstaltung „Zeichen.setzen“ einerseits den Ereignissen vor 80 Jahren gedenken, andererseits auf unser heutiges Leben aufmerksam machen.

Bald nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich im Jahr 1938 wurden sämtliche nicht nationalsozialistische Vereine und Verbände aufgelöst und verboten.

Dennoch versammelten sich, auf Einladung, die lediglich aus Mundpropaganda und 200 versandten Plakaten bestand, am 7. Oktober 1938 mehr als 7000 junge Menschen im Stephansdom zum traditionellen „Rosenkranzfest“, bei welchem Kardinal Innitzer predigte: „Einer ist euer Führer, Jesus Christus!“. Mit der spontanen Predigt des Kardinals wurde aus einer angedachten, einfachen Rosenkranzandacht eine Bekenntnisfeier, die eigentlich so nie geplant war. Die Euphorie vom Dom setzte sich auch am Stephansplatz fort: Rufe, wie „Ein Volk, ein Reich, ein Bischof“ oder „Lieber Bischof sei so nett und zeige dich am Fensterbrett!“ erklangen und forderten Innitzer auf, am Fenster des Palais zu erscheinen. 24 Stunden später stürmte die Hitlerjugend das Erzbischöfliche Palais.

Die Jugendfeier vom 7. Oktober 1938 war die erste und in dieser Geschlossenheit einzige, massive öffentliche Kundgebung des Widerstandes gegen das NS- Regime.

80 Jahre später, am 7. Oktober 2018, wollte die Katholische Jugend der Erzdiözese Wien mit ihrer Veranstaltung „Zeichen.setzen“ einerseits den Ereignissen vor 80 Jahren gedenken, andererseits auf unser heutiges Leben aufmerksam machen. „Es ist wichtig, dass es, genauso wie vor 80 Jahren, auch heute junge Menschen gibt, die mutig sind, die sich für ein gutes Miteinander einsetzen und sich nicht irrmachen lassen. Wir können aufstehen und Zeichen setzen!“, betont die ehrenamtliche Vorsitzende der KJ Wien, Judith Faber. Die Gedenkfeier begann am Stephansplatz, von wo aus man gemeinsam singend in den Hof des Erzbischöflichen Palais zog, somit wurden zwei der damaligen Schauplätze miteinander verbunden.

Das Programm bestand aus historischen Hintergründen, passender Musik, einem Live- Auftritt, einem Zeitzeugen- Bericht, einem Gebet von ehemaligen Jugendseelsorgern und einer zeichensetzenden Aktion. Mit einem menschlichen Rosenkranz wollte man zeigen, dass es auch heute viele Menschen gibt, die sich für das Gute einsetzen. „Wir beteten den Rosenkranz sowohl in originaler, als auch in einer für die heutige Zeit verständlicheren, Sprache und hielten dabei leuchtende Lampions in den Händen, symbolisch für die Perlen des Rosenkranzes. Der Moment war einfach berührend“, so Faber.

Auch Kardinal Schönborn schrieb in seinen Grußworten „Heute, 80 Jahre später, gedenken wir dieser dunklen Zeit. Es braucht auch heute wieder Mut zum Bekenntnis für Jesus Christus, zur Kirche und Dankbarkeit für unsere Heimat Österreich, in dem wir leben dürfen. Deshalb ist die Erinnerung so wichtig, dass wir niemals vergessen dürfen und die Zeichen der Zeit erkennen müssen.“

200 Menschen, von jung bis alt, setzten am 7. Oktober 2018 Zeichen und kamen zu der Veranstaltung der Katholischen Jugend Wien.